Verletzte und Chaos nach Zusammenstößen mit Ex-Militärs

(Havanna, 19. Mai 2012, prensa latina/poonal).- Dutzende Polizist*innen und Angehörige der Blauhelme patrouillieren derzeit auf den Straßen Haitis nach Zusammenstößen mit aufständischen Ex-Militärs. Die Situation in den wichtigsten Städten des Landes wird allgemein als chaotisch beschrieben. Lokalen Medien zufolge wurden mindestens zwei Menschen verletzt und etwa 50 verhaftet. In Carrefour wurden auch Tote befürchtet.

Militärs fordern Wiederaufbau der Armee

Tausende Ex-Militärs protestierten am 18. Mai in der Hauptstadt sowie in der im Norden gelegenen Stadt Cap-Haïtien. Sie forderten die Wiedereinsetzung der Armee, die vor 18 Jahren vom damaligen Präsidenten Jean Bertrand Aristide aufgelöst worden war.

Der Nachrichtenagentur Haiti Press Network zufolge setzten die UNO-Einsatzkräfte Tränengas ein, um die Demonstration unter Kontrolle zu bekommen. In verschiedenen Regionen wurden Schusswechsel vernommen.

Der Sprecher der Ex-Militärs, Joseph Jean-Baptiste, beklagte am 19. Mai den Polizeieinsatz gegen die Demonstration.

Gewalt und Kasernenbesetzung

Die Ex-Militärs hatten just an dem Tag zu den Demonstrationen in den beiden wichtigsten Städten des Landes aufgerufen, da Regierungsmitglieder sich außerhalb von Port-Au-Prince zu einer Gedenkfeierlichkeit zum 209. Jubiläum der haitianischen Fahne versammelt hatten. Die Demonstrant*innen verließen die Kaserne von Lamentin, im Süden der Hauptstadt und liefen in Richtung Regierungspalast. Eine andere Gruppe versammelte sich währenddessen in Cap-Haïtien, wurde jedoch von der Bevölkerung mit Steinen empfangen. Dabei wurde ein Ex-Militär schwer am Kopf verwundet und schwebt derweil in Lebensgefahr, so die Nachrichtenagentur.

Mitglieder der mittlerweile aufgelösten haitianischen Armee FADH (Fuerzas Armadas Naciones de Haití) besetzten im Januar dieses Jahres ehemalige Militärkasernen in den Vororten der Hauptstadt und weigern sich trotz anders lautender Befehle des aktuellen Präsidenten Michel Martelly die Anlagen wieder zu verlassen.

Die ehemaligen Soldaten forderten eine Entschädigung in Höhe von 15 Mio. US-Dollar für Verluste seit der Auflösung des Militärs. Als die Regierung der Entschädigung jedoch zustimmte, lehnten sie diesen Vorschlag ab und gaben bekannt, dass sie nur mit der Wiedereinsetzung des Militärs zufrieden sein würden.

Erstes Kontingent von 3.500 Soldaten

Zur haitianischen Armee gehörten damals etwa 8.000 Personen. Das Militär wurde 1994 von Aristide aufgelöst, nachdem es an zahlreichen Menschenrechtsverletzungen und Putschen beteiligt gewesen war.

Martelly ordnete im vergangenen November die Einsetzung einer zivilen Kommission ein, die für den erneuten Aufbau eines militärischen Apparates zuständig sein sollte. Diese Entscheidung gilt als Anlass für den Aufstand der Ex-Militärs. Das Regierungsprogramm sieht die Anstellung eines ersten Kontingents von 3.500 Militärangehörigen sowie die langfristige Investition von 95 Mio. US-Dollar vor.

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