Regierung beschloss Nahrungsmittelimporte wegen sich ausbreitender Hungersnot

(Guatemala-Stadt, 20. August 2009, cerigua).- Die guatemaltekische Regierung gab bekannt, dass sie knapp 7.000 Tonnen Grundnahrungsmittel importieren werde, um damit der Nahrungsmittelknappheit in einigen Departments des Landes zu begegnen, die von Missernten aufgrund einer lang anhaltenden Trockenheit betroffen sind.

Die Krise, von der zunächst nur vier Provinzen im Osten des Landes betroffen waren, breite sich nun auf weitere sechs Departments im Nordwesten des Landes aus, erklärte der Leiter der Beobachtungsstelle für Nahrungsmittelsicherheit Guatemalas (Observatorio para el Derecho a la Alimentación de Guatemala), Luis Enrique Monterroso. Dabei handele es sich um die Provinzen El Quiché, Chimaltengango, San Marcos, Totonicapán, Sololá, Huehuetenango. Der Staat habe seine Hilfe jedoch bisher nur auf den Osten des Landes konzentriert, wo die Folgen der Nahrungsmittelknappheit bereits sichtbar geworden seien, so Monterrroso.

Die Provinzen El Progreso, Jutiapa, Zacapa, Chiquimula, Jalapa und Santa Rosa, die im Südosten des Landes liegen, sowie das zentral gelegene Baja Verapaz hatten wegen der ausbleibenden Regenfälle Ernteverluste in Höhe von mehr als 5 Mio. Euro erlitten. In Regionen, die ohnehin besonders von Armut betroffen sind, verloren die Bauern und Bäuerinnen 90 Prozent ihrer Ernte. Allein in den südöstlichen Provinzen sei die Nahrungsmittelversorgung in mindestens 673 Gemeinden nicht gewährleistet, wodurch sich vor allem das Problem der chronischen Unterernährung bei Kindern vervielfache.

Deshalb kündigte das Ministerium für Landwirtschaft, Viehhaltung und Ernährung MAGA (Ministerio de Agricultura Ganadería y Alimentación) an, etwa 3.200 Tonnen Bohnen sowie jeweils 1.800 Tonnen Reis und Mais zu importieren.

Nach Angaben der UN-Welternährungsorganisation FAO reichen die verbliebenen Vorräte der Familien im Osten Guatemalas bei den Grundnahrungsmitteln Mais und Bohnen noch für durchschnittlich etwa anderthalb bzw. einen Monat.

Der Vizeminister für Ernährungssicherheit, Jorge Girón, forderte von den Getreidehändler*innen, Preisspekulationen zu unterlassen, da die von den Ernteausfällen betroffenen Familien sich Getreide jetzt auf dem Markt kaufen müssten.

Die Landesweite Koordinationsstelle für Notfalleinsätze im Katastrophenschutz CONRED (Centro de Operaciones de Emergencia de la Coordinadora Nacional para la Reducción de Desastres) informierte, dass sie bisher ungefähr 11.500 in extremer Armut lebende Familien versorgt habe. Die Organisation rechnet mit 27.500 Kindern, die wegen chronischer Unterernährung betreut werden müssen.

Am 19. August waren in Jalapa weitere acht Kinder in das dortige staatliche Krankenhaus eingeliefert worden, nachdem eine Kommission des Gesundheitsministeriums bei ihnen lebensbedrohliche Unterernährung festgestellt hatte. Damit stieg die Zahl der wegen Unterernährung hospitalisierten Kinder in Jalapa auf 18 an.

Die Regierung hatte in der dritten Augustwoche erklärt, von der sich aufgrund der Ernteausfälle anbahnenden Ernährungskrise Kenntnis gehabt zu haben. Mangelnde Koordination im Landwirtschaftsministerium habe jedoch angemessene Vorkehrungen verhindert, mit denen man diesem jährlich wiederkehrenden Phänomen hätte begegnen können.

Monterroso ermahnte die Behörden, unverzüglich auf die Situation im Westen des Landes zu reagieren, für Nahrungsmittelsicherheit zu sorgen und die Ursachen der dortigen Nahrungsmittelkrise zu analysieren. Gleichzeitig kritisierte er die begrenzten staatlichen Kapazitäten. So seien im staatlichen Krankenhaus von Chimaltenango nur fünf Krankenbetten vorhanden, die nicht einmal für die Betreuung der bereits vor einem Monat entdeckten Fälle ausreiche, um deren weitere Betreuung sich niemand gekümmert habe.

Auf längere Sicht müsse die Politik Maßnahmen ergreifen die es den Familien ermögliche, trotz der regelmäßig wiederkehrenden Trockenheit ein gesichertes Einkommen zu erwirtschaften, warnte der Experte.

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