Pantanal – Nationales Erbe von Abholzung bedroht

von IHU (Instituto Homem Pantaneiro), Corumbá

(Fortaleza, 19. September 2012, adital-poonal).- Viviane Fonseca Moreira, Expertin für Ökotourismus, arbeitet für das Institut des Menschen des Pantanal IHU (Instituto Homem Pantaneiro) in Corumbá. Im Interview mit IHU spricht sie über die Folgen des sich ausbreitenden Soja-Anbaus. Das Institut befindet sich im Bundesstaat Mato Grosso do Sul, im zentralen Westen Brasiliens im Dreiländereck Brasilien / Paraguay / Bolivien.

Wodurch ist das Pantanal aktuell ökologisch am stärksten bedroht?

Die stärksten Umwelteinflüsse finden sich im Gebiet der Hochebene, in den Nebenflüssen des Rio Paraguai. In dieser Gegend werden Soja, Mais und Reis in Monokulturen angebaut, außerdem gibt es hier extensive Viehzucht. Aufgrund von Abholzungen kommt es zu Erosionen in die Flüsse.

Ein großes Problem stellen die Wasserkraftwerke in den Nebenflüssen des Rio Paraguai dar. Auf das Becken des Rio Cuiabá entfallen 40 Prozent des Wassers des Rio Paraguai. Wenn nun infolge der Wasserkraftwerke der Pegel des Rio Paraguai um 25 Zentimeter sinkt, kann die Schwemmfläche des Pantanal um bis zu 22 Prozent zurückgehen. Die Auswirkungen wären verheerend, nicht nur auf Flora und Fauna, sondern auf die ganze Wirtschaft der Region.

Welches sind die Hauptgründe für die Abholzung?

Zunächst einmal muss man festhalten, dass das Pantanal innerhalb Brasiliens das am besten geschützte Biom ist. Auf der anderen Seite handelt es sich um die am zweitstärksten von Abholzung betroffene Region. Viele der Bedrohungen des Pantanal haben externe Ursprünge, wie eben die Bodenerosion, die Wasserkraftwerke oder die Verschmutzung durch Agrochemikalien, die in der Landwirtschaft in großem Stil verwendet werden.

All dies geschieht an verschiedenen Punkten in den Gebieten der Hochebene, wirkt sich aber auf das gesamte System der Feuchtgebiete in der Ebene aus. Der Bundesstaat Mato Grosso lag bei der Abholzung in den vergangenen 15 Jahren innerhalb Brasiliens an der Spitze. Nur um Soja anzubauen. Gemeinsam mit Pará ist Mato Grosso der Bundesstaat, in dem am meisten abgeholzt wird.

Unter den Änderungsvorschlägen für das Waldgesetz (Código Florestal) erhielt jener im brasilianischen Abgeordnetenhaus eine Zustimmung, der eine Verkleinerung der dauerhaften Schutzgebiete APP (Áreas de Preservação Permanente) an Flussufern vorsieht. Was bedeutet dies für das Pantanal?

Grundsätzlich sind die dauerhaften Schutzgebiete im Pantanal aufgrund der steten Veränderlichkeit eines Feuchtgebietes schwierig zu definieren. Schon die ursprüngliche Fassung, die einen Uferstreifen von 20 Meter Breite unter Schutz stellen sollte, hätte bedeutet, dass der Abholzung kein Einhalt geboten wird. Nun aber soll dieser Streifen auf 15 Meter verringert werden, was für den Schutz des Waldes natürlich noch schlechter ist. Sowohl das Pantanal als auch andere Biome hätten eine Sonderbehandlung in Form spezieller Gesetze verdient. Schließlich erklärt die brasilianische Verfassung aus dem Jahr 1988 das Pantanal zum Nationalen Erbe.

Mit seinem großen Artenreichtum müsste das Pantanal die besondere Aufmerksamkeit der Bundesregierung genießen. Ein anderer wichtiger Aspekt ist der Niedergang traditioneller Aktivitäten und der Kultur des Pantanal. Der Mensch und seine wirtschaftliche Aktivität waren während 300 Jahren entscheidend für den Erhalt unzähliger Arten. Aufgrund eines Mangels an Anreizen und an Unterstützung durch die Regierung droht dieser Zustand nun zu enden.

 

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