Indígenas mobilisieren zur Rio+20

von Andreas Behn, Rio de Janeiro

(Berlin, 06. März 2012, npl).- Die Bewohner von Rio de Janeiro werden Cariocas genannt. Es ist ein Wort aus der Indígena-Sprache Tupi und bedeutet soviel wie „Haus des weißen Mannes“. Schon lange leben keine Tupis mehr in der Region – die portugiesische Kolonisation vertrieb oder versklavte die Tupi-Gemeinden, die bis vor 500 Jahren fast die gesamte Atlantikküste von Südbrasilien bevölkerte. In anderen, abgelegenen Regionen des Landes haben viele Indígena-Gemeinden überlebt und sich mittlerweile organisiert. Sie kämpfen für ihre Landrechte und für die Anerkennung ihrer Kultur.

Jetzt werden Indígenas in Rio de Janeiro wieder eine Siedlung errichten, Kari-oca 2 wird es heißen. Anlass ist die UN-Konferenz über Nachhaltige Entwicklung, kurz Rio+20, die im Juni in der Stadt der Cariocas stattfinden wird.

Das Hauptzelt wird 500 Menschen fassen und für Veranstaltungen dienen. Zwei kleinere Ocas werden jeweils 80 Besucher beherbergen. Und das „elektronische Oca“ – ein Vorschlag der Navajo-Indígenas aus den USA – wird für moderne Kommunikationstechnik genutzt werden. Die Siedlung wird im Autódromo von Jacarepaguá (ein weiteres Tupi-Wort) aufgebaut, ganz in der Nähe des Konferenzzentrums Rio-Centro, in dem die Staatschefs und die Delegationen aus knapp 200 Ländern neue Wege für Umwelt- und sozial verträgliches Wirtschaften diskutieren werden.

„Es ist eine Initiative, um Indígenas aus der ganzen Welt während der Rio+20 zusammenzubringen,“ sagt der Organisator Marcos Terena. Es solle ein Raum zur Diskussion unserer Sichtweise auf nachhaltige Entwicklung und zur Demonstration unserer Kultur werden.

Kari-oca 2 wird allerdings nicht der einzige Treffpunkt indigener Aktivisten während der UN-Konferenz sein. Andere Indígena-Gruppen werden im Rahmen des von sozialen Bewegungen organisierten Peoples-Summit auf dem zentrumsnahem Aterro-Gelände zusammenkommen. Ihre Vision von Umweltschutz ist mit der grünen Rhetorik der brasilianischen Regierung kaum zu vereinbaren. Deutlich wird dies am Beispiel des Mega-Staudamms Belo Monte im Amazonas-Gebiet: Die Regierung wirbt für saubere Energie aus Wasserkraft, während die lokale Bevölkerung vor Vertreibung und Umweltzerstörung warnt.

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