Entführte Journalistin freigelassen

(Guatemala-Stadt, 16. August 2012, cerigua).- Nach über 20 Tagen in Gefangenschaft hat die kolumbianische Guerillaorganisation ELN (Ejército de Liberación Nacional) die Journalistin Elida Parra und die Ingenieurin Gina Paola Uribe am 13. August im Department Arauca freigelassen. Das teilte die Organisation Reporter ohne Grenzen mit. Demnach wurden Parra und Uribe von der ELN an Vertreter*innen der katholischen Kirche in Arauca und des Internationalen Roten Kreuzes übergeben.

Parra hatte die Sendung “Mimos” im Kommunalradio Sarare Estéreo geleitet und war Sozialarbeiterin beim im Bau befindlichen Pipelineprojekt OBC (Oleoducto Bicentenario de Colombia); Uribe war dort als Umweltingenieurin beschäftigt. Beide wurden am 24. Juli aus ihren Häusern entführt.

Freilassung nach drei Wochen

Nach ihrer Freilassung erzählte Parra, dass sich die 20 Tage wie eine Ewigkeit angefühlt hätten; bei Regen sei es schrecklich gewesen, da sie dann stärker die Kälte und die Einsamkeit gespürt hätten und wüssten, dass der Schlamm bald bis zu den Knien gehen würde. Kleidung, Füße und Fingernägel seien ganz gelb geworden; nur selten hätten sie Gelegenheit gehabt, Radio zu hören, so Parra.

Laut einem Bericht des kolumbianischen Presseverbandes Fecolper (Federación Colombiana de Prensa) wurden von Januar bis Juni 2012 64 Angriffe gegen Medienvertreter*innen registriert; 17,6 Prozent standen mit einer Guerillaorganisation in Zusammenhang. Zudem gab es 14 Drohungen, die Hälfte davon unbekannter Herkunft, aber ebenfalls in Zusammenhang mit dem bewaffneten Konflikt. Die kommunitären Radios seien das Medium, das am Meisten von Angriffen und Drohungen betroffen sei. Reporter ohne Grenzen hatten zuvor darauf hingewiesen, dass die Anwesenkeit von Guerillas und paramilitärischen Banden die Provinz Arauca zu einem für Journalist*innen gefährlichen Gebiet machen.

Kampagne gegen transnationale Unternehmen

Die Journalistin Parra erklärte, ihre Entführung sei Teil einer Kampagne der Guerilla gegen die transnationalen Unternehmen gewesen, die in der Region aktiv sind. Ein ELN-Anführer habe ihr gesagt, es handle sich um eine politische Entführung aufgrund ihrer Arbeit bei dem Projekt OBC.

Uribe erklärte, sie erwäge, ihre Arbeit für die Pipeline aufzugeben, da sie ihr Leben nicht riskieren wolle. Sie könnte sich vorstellen, weiterzumachen, wenn das Unternehmen für ihre Sicherheit garantieren könne; andernfalls würde sie das Unternehmen verlassen.

Parra habe große Angst gehabt, sagte sie, da eine Woche vor ihrer Entführung ein Mitarbeiter der Firma ermordet worden sei. Bei ihrer Freilassung habe sie persönlich Freude gespürt, aber auch Trauer um diejenigen, die noch entführt seien; so etwas Schlimmes wie eine Entführung dürfe es gar nicht geben, so die Journalistin.

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