Costa Rica: Gewerkschaft widersetzt sich Hafenprivatisierung

von Torge Löding, San José

(San José, 29. Mai 2009, voces nuestras).- Über Privatisierung lässt sich nicht verhandeln. Das ist zumindest der Standpunkt von Liroy Perez, Sprecher der Gewerkschaft der Hafenbeschäftigten SINTRAJAP der wichtigen Karibikhäfen Puerto Limón und Moin. Kein Verständnis äußerte der Gewerkschaftssprecher für die Medienoffensive, welche die führende Tageszeitung La Nación und andere regierungsnahe Medien gestartet hätten. „Anfang der Woche taten die so, als würden wir mit der Regierung mit einem Mal diskutieren, ob wir käuflich wären und die Privatisierung für 137 Millionen US-Dollar akzeptieren“, sagte Perez. Am folgenden Tag hätte die Zeitung dann entrüstet berichtet: „Gewerkschaft schlägt millionenschweres Angebot aus“. Nach Angaben des Gewerkschaftssprechers habe es aber gar keine Verhandlungen gegeben. „Wir haben am 20, Mai Regierungsvertretern gegenüber klar gemacht, dass es an der Entscheidung der Gewerkschaftskonferenz von Oktober nichts zu rütteln gebe. Wir lehnen jede Privatisierung ab“, so der Sprecher.

Minister Rodrigo Arias forderte unterdessen, dass die Beschäftigten der öffentlichen Hafengesellschaft JAPDEVA auf einer Vollversammlung vom Vorschlag der Regierung unterrichtet werden und dann darüber abstimmen müssten.

Während sich internationale Unternehmen Milliardengewinne durch Hafenkonzessionen erhoffen, verteidigt die Gewerkschaft eine der letzten großen Errungenschaften des costaricanischen Sozialstaates. Die JAPDEVA erwirtschaftet keinen Gewinn, sondern investiert den Überschuss in den Bau von Schulen, Brücken, Straßen und Gesundheitszentren. Außerdem vergibt sie Kredite an Kleinbauern und an Schüler aus armen Familien. Überall dort wird geholfen, wo der Staat nicht seiner Verpflichtung nachkommt, es gibt sogar eine Abteilung für Umweltschutzprojekte. Von den 1.200 Beschäftigten sind mehr als 90 Prozent in der Gewerkschaft organisiert.

Längst ist nicht alles in Ordnung in den Karibikhäfen, Verladekräne stehen immer wieder still, weil wichtige Ersatzteile fehlen. Das sei die Konsequenz einer bewussten Politik des Managements, kritisiert die Gewerkschaft SINTRAJAP, die mehr als 90 Prozent der 1.200 Beschäftigten organisiert. Die Häfen würden heruntergewirtschaftet, damit die Privatisierung einfacher von statten gehe und den Investoren mehr Profit bringe.

Ihre Schlagkraft bewies die Gewerkschaft zuletzt am 4. Mai, als sie zum unbefristeten Streik aufrief. Damit übte sie Druck auf die Hafengesellschaft aus, um eine Lohnerhöhung durchzusetzen, die Rücknahme der Kündigung eines Gewerkschafters und wichtige Modernisierungen im zweistelligen Millionen-Dollar-Betrag zu erreichen. Bereits nach 24 Stunden gab JAPDEVA nach und erfüllte die Forderungen.

SINTRAJAP unterstützt zudem den landesweiten Aktionstag gegen den Krisen-„Schutzschild“ der Regierung am 04. Juni.

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