Bergbaukatastrophe: Schlammlawine aus Rückhaltebecken verwüstet Minas Gerais

von onda

(Berlin, 24. November 2015, onda).- Am 5. November ist es in Brasilen zur bisher größten Umweltkatastrophe des Landes gekommen. Die Dämme von zwei Rückhaltebecken der Eisenerzmine Samarco sind gebrochen; eine riesige Schlammlawine wälzte sich ins Tal und begrub den Stadtteil Bento Rodrigues nahe der Stadt Mariana im Bundesstaat Minas Gerais im Südosten Brasiliens. Bis zu zehn Menschen starben, etwa 20 weitere werden noch vermisst. Von enormer Tragweite sind die ökologischen Folgen: Der giftige Schlamm transportierte große Mengen an Arsen, Aluminium, Blei, Kupfer und Quecksilber.

Rio Deus für Jahrzehnte ökologisch zerstört

Die Schlammmassen wälzten sich in den Rio Deus, den “süßen Fluss”, den Expert*innen jetzt schon als “toten Fluss” bezeichnen. Eine trübe Brühe aus Abwässern hat den Richtung Atlantik fließenden Fluss, der zu den wichtigsten Gewässern im Südosten Brasiliens gehört, über mehr als 500 Kilometer verseucht und für Jahrzehnte ökologisch zerstört.

Der Direktor eines städtischen Wasserversorgungsunternehmens erklärte, das vergiftete Wasser sei weder zur Bewässerung noch für den menschlichen Konsum zu gebrauchen. Obwohl der Schlamm nicht außerordentlich toxisch sein soll, hat er im Rio Doce jegliches Leben ausgelöscht. Von fünf Millionen toten Tieren ist die Rede. Auch endemische Tierarten könnten vom Unglück ausgerottet worden sein. Von der Wasserverschmutzung sind bisher etwa eine Million Menschen betroffen. Für 200 Kommunen entlang des Flusses Deus gilt der Ausnahmezustand.

Naturkatastrophe oder Nachlässigkeit?

Dennoch ist diese Katastrophe außerhalb des Landes kaum bekannt. Die Regierung spricht von einer Naturkatastrophe; die Betreibergesellschaft, die zu den weltgrößten Bergwerkskonzernen Vale und BHP Billiton gehört, macht ein angebliches Erdbeben für den Dammbruch verantwortlich und wiegelt ab: der Schlamm sei doch gar nicht so giftig. Unabhängige Geolog*innen und Bergbauexpert*innen vermuten hingegen Sicherheitsmängel als Ursache für den Dammbruch. Zudem hatte die Betreibergesellschaft die Produktion ihrer Samarco-Mine im vergangenen Jahr um fast 40 Prozent erhöht – mit wachsender Belastung für die Rückhaltebecken.

Die Betreibergesellschaft hat sich nun zu einer Zahlung von umgerechnet 250 Millionen Euro verpflichtet. Doch die Folgekosten des Unglücks dürften in die Milliarden gehen. Da der Schlamm unfruchtbar ist, wird auf den verschütteten Böden nichts mehr wachsen. Es wird laut Expert*innen Jahrzehnte dauern, bis sich die Natur von den Folgen dieser Schlammlawine wieder erholt hat.

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