1997 geschaffene Ehrenmedaille für Militärs jetzt ohne den Namen Pinochet

von Angela Barraza Risso

(Berlin, 03. Dezember 2014, el ciudadano-poonal).- Das chilenische Verteidigungsministerium hat nun offiziell eine 1997 geschaffene Ehrenmedaille der Armee umbenannt, die bis dato den Namen des Ex-Diktators Augusto Pinochet Ugarte getragen hatte. Die Ehrung, die vergeben wurde, um die „militärische Familientradition“ zu ehren – also Familien dafür zu danken, dass sie bereits in dritter Generation zur Armee gehörten, wurde Jahre nach der Diktatur, unter der Regierung von Eduardo Frei Ruiz-Tagle, geschaffen. Sie trägt ab jetzt den Namen „Medaille des Oberkommandeurs der Armee“.

Umbenennung bereits 2006 vorgeschlagen

Die Namensänderung wurde am vergangenen Mittwoch, dem 25. November, durch die Unterschrift des Unterstaatssekretärs der Streitkräfte, Gabriel Gaspar offiziell vollzogen. Damit wurde eine Änderung wirksam, die bereits im Jahr 2006 von der Armee selbst eingefordert worden war. Der heutige General a. D. Juan Emilio Cheyre hatte den Vorgang in Abstimmung mit dem damaligen Verteidigungsministerium als Oberkommandierender der Streitkräfte als eine seiner letzten Amtshandlungen eingeleitet.

„Diese Entscheidung kennzeichnet einen langsamen Prozess der Professionalisierung von Armeesymbolen, die in bestimmten historischen Momenten durch die nicht professionelle Rolle besudelt wurden, die ihnen zukam“, erklärte Gaspar gegenüber der chilenischen Zeitung „La Tercera“. In diesem Sinne hob Gaspar hervor, dass dieser Wandel „Chile und auch den Streitkräften selbst gut tut“.

Bibliothek trägt weiterhin den Namen des Ex-Diktators

In diesem Zusammenhang sollte auch daran erinnert werden, dass dies nicht der einzige Fall einer Referenz an den Ex-Diktator ist. Auch die 1988 gegründete Biblioteca de la Academia de Guerra (Bibliothek der Kriegswissenschaften) trägt noch immer den Namen „Presidente Augusto Pinochet Ugarte“.

Die Umbenennung der Medaille ist immerhin ein erster absolut notwendiger Schritt dabei, das Vertrauen der chilenischen Öffentlichkeit zumindest teilweise zurückzugewinnen. Nicht vergessen sollte man beispielsweise, dass der ehemalige argentinische Präsident Néstor Kirchner am 24. März 2004 anordnete, Darstellungen von Generälen des Militär-Kollegs aus der Galerie zu entfernen. In einer beispielhaften Rede im Anschluss an diese symbolische Handlung rief er die Streitkräfte dazu auf, „niemals mehr den Staatsterrorismus und die Waffen gegen das argentinische Volk zu richten“.

Schleppende Aufarbeitung

Es ist bezeichnend, dass eine derart bedeutsame Geste für die Menschenrechte in Argentinien 28 Jahre nach der Diktatur erfolgte, während wir Chilen*innen 41 Jahre dafür benötigt haben, kleine Gesten zu zeigen, die allerdings nicht in einer Politik der versöhnenden Erinnerung zusammenlaufen. Und das, wenn man sich vergegenwärtigt, dass sogar unsere derzeitige Präsidentin ein direktes Opfer der Diktatur gewesen ist, so wie auch ihre Eltern. Fehlt dem Land der politische Wille? Oder hat sich der Abdruck der Diktatur tiefer in uns hineingefressen?

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